Musterbestände zum Waldumbau
Tannen-Schwarzerlen-Bestand 1 ha aus 2013 bis 2021er Kulturen

Stämme von junger Birke und Erle, daneben Tanne	Zoombild vorhanden

© Blacek, AELF Weilheim

Tannen-Schwarzerlen-Bestand 1 ha aus 2013 bis 2021er Kulturen, Schellschwang

Gepflanzte Tanne und Schwarzerle und eine baumartenreiche Naturverjüngung überzeugen als Alternative zu reinen Fichtenbeständen auf bindigen Böden der Jungmoräne.

Ausgangslage

Die Böden nördlich vom Wessobrunner Ortsteil Schellschwang haben, wie viele aus der letzten Eiszeit hervorgegangene Böden in der Region, einen sehr hohen Anteil feinkörnigen Materials („tonige Schlufflehme“). Die Fichte dringt mit ihren Wurzeln durch diese bindigen Böden oft kaum in die Tiefe. Da sie generell ein flaches Wurzelsystem ausbildet, fällt sie hier Stürmen leicht zum Opfer.
Mehrere Windwürfe hatten im Jahr 2013 und 2015 Freiflächen geschaffen. An der Rändern des Musterbestandes sind noch Reste des Vorbestandes erhalten. Da die Fichte nicht nur bei den heute gegebenen Standortverhältnissen, sondern auch mit Blick auf den Klimawandel mit möglichen Wetterextremen, wie Sturm und Trockenheit nicht als geeignete Hauptbaumart für die neue Bestockung erschien, entschied sich die Eigentümerin die Tanne mit Erle als führende Baumarten zu pflanzen.

Bisherige Maßnahmen

In mehreren Schritten (sukzessive nach Schadholzanfall Windwurf, Borkenkäfer und Eschentriebsterben 2013, 2016, 2018, 2020 und 2021) wurde Tanne flächig im Verband 2 x 2 Meter gepflanzt. Schwarzerle wurde in kleinen Trupps (Verband 2,0 x 1,5 m) und einzeln zur Tanne (Schema: an lichteren Stellen Erle, unter Schirm und im Bestandesschatten Tanne) eingebracht. 2017 wurde im oberen Bereich am Weg ein kleiner Trupp Bergahorn und Stieleiche gepflanzt. Hainbuche und Vogelkirsche entwickelten sich dort aus Naturverjüngung.
Es wurde mehrmals Tanne nachgebessert. Bergahorn und Stieleiche entwickelten sich schlecht oder fielen ganz aus. Auch dort wurde nachgebessert. Kulturpflege fand in den ersten Jahren ein- bis zweimal statt. Ein Großteil der Fläche ist heute gesichert und muss nicht mehr ausgemäht werden. Die nachgebesserten Eichen und Tannen müssen noch immer einmal im Jahr ausgegrast werden.
Die jagdliche Situation ist so gut, dass Wildschutz nicht nötig ist und zu den gepflanzten Bäumen zahlreiche Baumarten durch Naturverjüngung dazugekommen sind: insbesondere Eichen und Birken, sowie Eberesche, Hainbuche, Buche, Aspe, Kirsche und Fichte. Durch wiederholte punktuelle Pflegeeingriffe wurden die Mischbaumarten, insbesondere die standörtlich sehr gut geeignete Eiche gefördert. Um vitale Kronen zu erzielen, müssen gutgeformte Schwarzerlen und Birken schon sehr früh, allerdings vorsichtig, gefördert werden. Deshalb erfolgte im Herbst 2022 ein Pflegeeingriff in den Schwarzerlen- bzw. Birkentrupps.

Zukünftige Maßnahmen

Ziel ist es einen stabilen, mischbaumartenreichen Bestand mit qualitativ guten Bäumen zu erziehen. Dazu werden weiterhin die Mischbaumarten erhalten und ein besonderes Augenmerk auf die Förderung gut geformter Erlen und Birken, sowie der Eiche gesetzt.

Tanne und Schwarzerle

Die Tanne durchdringt mit ihrem tiefreichenden Wurzeln auch bindige Böden. So steht sie weit stabiler als die Fichte und hat bei Trockenheit eher Zugang zu Wasser in tieferen Bodenschichten. Die schnell wachsende Schwarzerle schützt die frostgefährdete Tanne vor Kaltluft. Da sie schnell den Boden beschattet, kommt weniger hinderliche Begleitflora, wie Brombeere oder Gras auf.
Die Tanne kommt mit der Beschattung durch den „Ammenbaum“ gut zurecht. Durch die hohe Schattenverträglichkeit der Tanne ist es in Kombination mit Lichtbaumarten wie der Schwarzerle (oder Birke) möglich, eine gewisse vertikale Stufung im Bestandsaufbau zu erzeugen. Die „Oberflächenrauigkeit“ trägt zur Stabilität des Bestandes bei.
Die Schwarzerle hat die Fähigkeit über Wurzelknöllchen Stickstoff zu binden. Erle und Tanne haben leicht verrottbare Nadeln und Blätter, sie durchwurzeln den Boden tief und intensiv. So wirken sie allgemein günstig auf Nährstoffversorgung, Humuszustand und Wasserhaltefähigkeit der Böden. Mit ihrem weißen Holz kann die Tanne als Ersatz für die Fichte gesehen werden.
junge Tanne, Birke, Buche und Eiche

Ohne Verbissdruck

gerade, astfreie Erlen im laublosen Zustand

Schwarzerle

junge Tannen neben Fichtenaltholz

Tanne unter verbliebenem Altholz

Lageplan und Anfahrtsbeschreibung

Mit dem Auto: Parken in Schellschwang. Von dort am nördlichen Ortsausgang zu Fuß oder mit Fahrrad ca. 700 Meter zum Wald nach Norden (leicht bergauf). Musterbestand nördlich am ersten rechts abgehenden Waldweg.

Lageplan - BayernAtlas Externer Link

Zurück zur Übersichtsseite der Musterbestände im Amtsbereich

Musterbestände zum Waldumbau

Allgemeine Hinweise für Ihren Besuch

Das Betreten der Musterwaldbestände erfolgt auf eigene Gefahr.
Es erfolgen keine Sicherungsmaßnahmen gegenüber typischen Waldgefahren, die sich aus der Natur oder der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergeben.
Vermeiden Sie es, die Bestände während und nach Stürmen oder anderen markanten Wetterlagen zu betreten, da dann eine große Gefahr durch herabfallende Äste oder Baumteile besteht.
Bitte achten Sie auch auf festes Schuhwerk, da es sich um unwegsames Gelände handeln kann und hinterlassen Sie den Wald so, wie Sie sich auch Ihren eigenen Wald wünschen (Müll bitte mitnehmen).